Ein Schaltplan für einen Schaltschrank ist sehr einfach zu lesen. Wenn man einige Regeln kennt, beachtet und anwendet. Diese Regeln möchte ich euch vorstellen und an einem Schaltplan für eine Lüftungsanlage ganz praktisch anwenden. Im ersten Teil zeige ich euch den Inhalt eines Schaltplans und seine Besonderheiten. Im zweiten Teil zeige ich euch wie man den Hauptteil, den Stromlaufplan im Schaltschrank ließt. Im dritten Teil zeige ich euch wie man Fehler an einer Anlage mit Hilfe des Schaltplans findet.
Auf dieser Seite findet ihr eine Tabelle mit allen Schützkontaken.
Teil 1--> Seiten und Inhalt eines Schaltplans:
Ein Schaltplan besteht in aller Regel aus verschiedenen Teilen. Wie dem Deckblatt, dem Inhaltsverzeichnis oder dem Stromlaufplan. In der Tabelle unten sieht man welche Teile eigentlich in einen Schaltplan gehören. Je nach Alter, verwendetem Programm oder verwendeter Norm, finden sich aber nicht alle, sondern nur Teile davon.
- Deckblatt
- Inhaltsverzeichnis
- Beschreibung (Kennzeichnungssystem, Darstellung, Leseregeln)
- Strukturplan
- Strukturplan (Dokumentation)
- Übersichtsschaltplan
- Funktionsschaltplan
- Signalliste
- Stromlaufplan Seite 1
- Stromlaufplan Seite 2
- Stromlaufplan usw.
- Stromlaufplan (Verbindung der Komponenten)
- Stromlaufplan (Betriebsmittel-Gesamtdarstellung)
- Anordnungsplan
- Anschlusstabelle (Klemmenleiste)
Ich habe mir für diese Seite einen Schaltplan von 2001 gescannt in dem das wichtigste zu finden ist.
Deckblatt
Auf dem Deckblatt finden sich angaben zum Hersteller, Betreiber und die zu regelnden Anlagen.
Zudem beginnt auf dem Deckblatt die Seitenzählung. Dazu gibt meistens eine
- Lfd.Nr. (der Plan der gerade "gelesen" wird)
- Seite (die Aktuelle Seite auf dem gerade ist, von dem Plan mit der Lfd.Nr.)
- Seiten (die gesamte Seitenzahl, von dem Plan mit der Lfd.Nr.)
- Rechts oben (1) die Seite auf der man gerade "liest" vom gesamten Schaltplan
- Rechts unten (48) die gesamte Seitenzahl vom gesamten Schaltplan mit allen Lfd.Nr.
Die Lfd.Nr. sagt aus welchen Plan man liest. In diesem Fall gibt es folgende Lfd.Nr.
Lfd.Nr. 0 --> Deckblatt mit einer Seite
Lfd.Nr. 1 --> Kabelliste mit drei Seiten
Lfd.Nr. a1 -->RI-Fließbild mit drei Seiten
Lfd.Nr. 2 --> Schaltschrank (Info und Aufbau) mit drei Seiten
Lfd.Nr. 3 --> Stromlaufplan mit 38 Seiten.
Ich mache das deshalb so ausführlich, weil man schnell auf der falschen Seite seine Bauteile sucht!!! Im Beispiel unten ist 11K1 auf der Seite 11 von der Lfd.Nr. 3 (also im Stromlauplan) zu finden. Und nicht auf der Seite 11 ganz rechts oben oder auf einer Seite von der Lfd.Nr.2. Deshalb immer auf die passende Seite zum passenden Bauteil achten.
Kabelliste
Die Kabelliste ist desshalb so wichtig weil sie dem lesenden verrät, wo welche Kabel her kommen und hin gehen. Das ist vor allem für die Montage wichtig aber auch später zur Fehlersuche. Meist sind die Bauteile vor Ort wie Motoren, Fühler usw. mit einer Nummer beschriftet. Diese Bezeichnung (z.B.: 32B1) findet sich in der Kabelliste wieder. So können Bauteile leicht gefunden werden, da auch der Montage Ort (z.B.: E3-LZ --> Stock 3, Lüftungszentrale) angegeben ist. Hat man einen Fehler an einem Bauteil, kann der Standort mit dem passenden Schaltplan leicht gefunden werden.
Schaltschrank
Auf den Lfd.Nr. des Schaltschrankes, finden sich Information zum Schaltschrank selber. Zum Beispiel der Aufbau und die Bezeichnung der Schaltschranktüren. Das ist vor allem dann wichtig wenn Beschriftungen nicht mehr lesbar sind oder fehlen.
Es finden sich aber auch noch weitere wichtige Informationen wie zum Beispiel:
- Was die Farbe der Kabel bedeuten
- Gerätebezeichnungen
- Spannungen
- Infos zu den Querverweisen
RI- Fließbilder oder Anlagendarstellung
Da es sich in diesem Fall um den Plan einer Lüftungsanlage handelt findet sich hier ein Fließbild der Lüftungsanlage. Hier kann aber auch alles möglich sein, je nach Anlage. Zum Beispiel ein Roboterarm mit einem Förderband. Diese Seiten sollen ganz praktisch zeigen, was die Anlage macht, die hier gebaut wurde. So gewinnt der Schaltplanlesende einen Überblick über die Maschine und deren Bauweise.
In diesem Fall kann man einige wichtige Informationen erhalten, die für die Fehlersuche ganz entscheidend sein können, zum Beispiel:
- Lüftungsanlage mit
- 4 Klappen (Stellantrieben)
- Zu und Abluftmotor
- Zuluftregelung
- Heizung über Warmwasser, Pumpe und Ventil
Teil 2 --> Stromlaufplan lesen
Bis hierhin hat man nur Informationen zum lesen des Schaltplanes, Art und Bauweise der Analge und eine Kabelliste erhalten. Nun geht es darum den Stromlaufplan lesen zu können. Der Stromlaufplan ist das Herzstück jeden Schaltplans bzw. der eigentliche Schaltplan. Den hier finden sich nun die Informationen wie die Anlage tatsächlich geregelt, gesteuert und betrieben wird. Hier findet man Fehler in der Anlage, kann sie beheben und kann hat viel Optimierungspotential. Zum Beispiel durch das ändern von Zeitrelais oder das ändern von Programmen in der SPS Steuerung.
Nun geht es darum die einzelnen Zahlen, Symbole und Leitungen zu verstehen.
Bauteile und Seitenzuordnung
Jedes Bauteil im Schaltschrank hat ein Bezeichnung, hier sind es drei Schütze mit 5K2, 7K3 und 8K7. Diese Bezeichnungen enthalten alle wichtigen Informationen für den Schaltplanleser bereit.
Auf dieser Seite findet ihr eine Tabelle mit allen Schützkontaken.
5K2 bedeutet 5 --> auf Seite 5 im Schaltplan zu finden K --> das Bauteil ist ein Schütz, 2 --> fortlaufende Nummerierung.
Nun kann der Techniker schon mal die Bauteile vom Schaltschrank im Schaltplan finden. Die erste Ziffere ist also die Seite auf der das Bauteil zu finden ist. Im Bild unten ist es die Seite 16. Auf der Seite 16 finden sich nun alle Bauteile wie Schütze, Sicherungen, Motorschutzschalter, Regelgeräte usw. die mit 16 beginnen. Diese Bauteile haben Kontakte wie 11-12 für Öffner, oder 13-14 für Schließer. Kontakte werden nur auf der Seite gezeichnet, auf der sie auch "schalten". Der Kontakt 13-14 vom Schütz 16K1 muss sich also nicht auf der Seite 16 befinden sondern kann irgendwo auf einer Seite im Schaltplan sein.
Damit Klar ist welche Kontakte zu einem Schütz gehören gibt es den Kontaktspiegel. Dieser befindet sich direkt unterhalb des zugehörigen Schützes, Relais oder ähnlichem und gibt an, wo das Bauteil überall Kontakte im Schaltplan hat. In diesem Fall bedeutet dass, das 16K1 folgende Kontakte hat:
- 1-2, Leistungskontakt Schließer auf Seite 16 im Strompfad 1
- 3-4 und 5-6 nicht belegt sind
- 13-14, Hilfskontakt Schließer auf Seite 15 im Strompfad 4
- 21-22, Hilfskontakt Öffner auf Seite 15 im Strompfad 5
- 33-34, nicht belegt sind
- 42-44, Hilfskontakt Schließer auf Seite 32 im Strompfad 3
Nun kann man alle Kontakte des Schützes finden und damit ganz genau nachvollziehen, was passiert wenn die Spule A1-A2 anzieht und feststellen warum, wann, was wie in Betrieb ist.
Strompfad
Der Strompfad ist die Nummer im Schaltplan ganz oben auf der Seite. Wenn das Bauteil im Strompfad 4 zu finden ist, dann ist es im roten Bereich auf der Schaltplanseite zu finden. Das gleiche gilt natürlich auf für die anderen Strompfad Nummern.
Das gleiche geht natürlich auch in die andere Richtung. Auf der Seite 17 finden sich nun die Bauteile mit der Nummer 17 aber auch Kontakte mit ganz anderen Nummer. Diese Kontakte finden sich dann immer auf der passenden Seite. In diesem Fall Schaltet ein Schließer Kontakt auf Seite 17, mit der Bezeichnung 34K5A. Das bedeutet, wenn ich wissen möchte wann und warum der Kontakt 34K5A schaltet dann muss ich auf die Seite 34 blättern. Denn dort findet sich die Spule die diesen Kontakt schaltet.
Hier zu sehen auf der Seite 34, sitzt ein Relais das zu diesem Kontakt gehört und von einer DDC angesteuert wird.
In neueren Schaltplänen finden sich zudem noch bessere Querverweise. In diesem Fall blau dargestellt. Diese sind einfach nur etwas ausführlicher, es wird nicht nur K2.1 angeben sondern gleich die Seite (in diesem Fall S und keine Nummer) und der Strompfad, direkt am Kontakt und nicht nur an der Spule.
Leitungen mit Querverweisen lesen und verfolgen
Nun kann jedes Bauteil mit allen Kontakten im Schaltschrank und im Schaltplan gefunden und zugeordnet werden. Was noch fehlt sind die "Kabel" im Schaltschrank. Da sich die Leitungen oft über mehrer Seiten hinwegziehen werden die Kabel ebenfalls mit Nummer angegeben, sowohl "Vorwärts" wie auch "Rückwärts". Ohne das Verständnis von den Kabelverweisen kann man keinen Plan vernünftig lesen.
Das Prinzip ist das gleiche wie bei den Schützen und Kontakte. Die Bezeichnung L1,L2 N oder andere dienen dazu die Leitung gleich einordnen zu können. L1 ist ein Außenleiter, N in diesem Fall das Potenzial der Schütze für A2.
Die erste Zahl /2 gibt in die Seite an wo sich das "andere Ende" der Leitung finden lässt in diesem Fall Seite zwei. Die zweite Zahl .1 gibt an in welchen Strompfad ich nachschauen muss, in diesem Fall im Strompfad 1.
Gerade auf den ersten Seiten des Schaltplans finden sich viele von diesen Leitungen. Da hier oft die Trafos und Steuersicherungen gezeichnet sind. In diesem Fall die 24 Volt Spannungsversorgung, die sich durch den ganzen Plan zieht.
Manchmal kann es ganz schön Mühsam sein, das Kabel bis zum Schluss zu verfolgen. Auf Seite 12 ist links oben nur immer die nächste Seite angegeben, wo das nächste Ende des Kabel ist. Bis zur Sicherungen, muss man ggf. 5, 10 oder noch mehr Seiten zurückgehen bis der Anfang zu finden ist. Also immer zur nächsten Seite und schauen, wo das Kabel weiter geht, bis zu seinem Ursprung, meist eine Sicherung.
Oder als kleiner Tipp. Auf den ersten Seiten schauen, ob hier zufällig die 24 Volt Sicherung zu finden ist oder die 230 Volt Steuersicherung. Das sieht man an der Bezeichnung der Kabel. Die ja auf allen Seiten immer gleich ist für das gleiche Kabel.
Klemmen im Schaltplan
Klemmen sind die Verbindung zwischen Schaltschrank und der "Außenwelt". An den Klemmen wird all das angeschlossen, was in den Schaltschrank kommt. Egal ob Motoren, Fühler, Feldgeräte oder Lampen. Die Klemmen sind deshalb so wichtig weil an ihnen "gemessen" werden kann wo ein Fehler liegt. Im Schrank oder außerhalb vom Schrank. Geht Spannung aus der Klemme heraus, kommt aber nicht zurück, dann muss der Fehler wohl außerhalb vom Schaltschrank liegen. Liegt erst gar keine Spannung an der Klemme an, muss ich das Feldgerät gar nicht prüfen, sonder im Schaltschrank den Fehler suchen. :-), vereinfacht ausgedrückt.
Die Klemmen haben die Bezeichnung X und dann eine Zahl. Im unteren Plan zum Beispiel 1X3 --> das ist die Klemme und die Klemmennummer in diesem Fall 18-19-20 ---28.
In einem anderen Schaltschrank von einem Kaltwassersatz habe ich dieses Photo von einer Klemmleiste gemacht.
- Rechts die Bezeichnung der gesamten Klemmleiste --> X1
- Das sind Reihenklemmen mit 3 Kontakten --> Ovaler Kreis
- Dann die Bezeichnung der Klemme 29-30-31 usw
- Links eine Brücke, hier sind die Klemmen elektrisch verbunden
- verschieden Farben für verschiedene Spannungen
- rot - Fremdspannung
- blau - Neutralleiter
- grün,geld -Erdung
- weiß - Spannung
Ein Klemmenplan sieht (erstellt mein Programm automatisch) dann so aus. Man sieht ganz genau von wo das Kabel her kommt, bzw. wo es dann hin geht. Das sollte eigentlich in keinen Schaltplan fehlen. Tut es aber leider sehr oft.
Teil 3 Fehler mit Hilfe des Schaltplans finden
Wenn eine Anlage nicht funktioniert dann kommt in allere Regel ein Techniker und sucht den Fehler. Jeder Techniker hat seine eigene Art Fehler mit Hilfe des Schaltplanes zu finden. So habe ich auch meine Art und diese möchte euch zeigen, ich möchte aber darauf hin weisen dass es viele Möglichkeiten gibt und dies nur eine davon ist. Auch wenn ich der Meinung bin, dass es eine sehr gut Lösung ist.
Ein Schaltplan ist nichts anderes wie ein Programm das von oben noch unten abläuft. Ob ich von "oben" von der Spannung oder von "unten" von den angeschlossenen Geräten wie Motoren usw. her den Fehler suche kommt ein bisschen auf den Fehler an. Bei einer Motorstörung beginne ich zum Beispiel eher bei den Klemmen, damit ich weiß ob ich im oder außerhalb vom Schaltschrank suchen muss. Bei einer Frostschutz Störung beginne ich eher von der Sicherung her. Damit ich erst mal eine defekte Klappe, eine gefallene Sicherung oder ähnliches ausschließen kann, bevor ich zu dem Pumpe gehe. Das ist halt ein bisschen Erfahrung.
Fehlersuche von "unten" her, heißt ich denke in diesem Fall vom Motor her.
- Sichtkontrolle
- Motorschutzschalter drin
- Schütz angezogen
- Reparaurschalter "EIN" wenn in der Nähe
- Messen der Spannung
- An den Klemmen, habe ich Ausgang
- Wenn ja am Motor messen (5)
- Wenn nein, dann im Schaltschrank weiter (6)
- Hat der Schütz Spannung ein/aus
- Hat der Motorschutzschalter Spannung ein/aus
- Hat die "Zuleitung" Spannung
- An den Klemmen, habe ich Ausgang
- Fehler sollte gefunden sein.
Fehlersuche von "oben" her, heißt ich denke von der Steuerung her.
- Sichtkontrolle
- Welche Stellung hat der Schalter (1) hat das Relais angezogen (7)
- Messen der Spannung
- Hat die Sicherung Ausgang Spannung
- Hat der Schaltung Durchgang in der richtigen Position
- Hat der Kontakt 34K3A geschaltet und Spannung
- Wenn geschaltet den Durchgang
- Wenn nicht geschaltet auf Seite 34 weitersuchen
- Das gleiche mit 10K1A
- Liegt Spannung an A1 an
- Hat der N Durchgang auf N oder fehlt das Potenzial
- Der Fehler sollte gefunden sein.
Wenn man die Spannung konsequent bis zu dem Punkt verfolgt an dem sie nicht mehr "weitergeschaltet" wird, findet man jeden Fehler im Schaltschrank. Natürlich vorausgesetzt man "versteht" die Anlage. Ich habe schon viele Elektriker aus der Hausinstallation gehabt die zwar den Schaltplan irgendwie verstanden haben aber die Bauteile nicht einordnen konnten. Sie haben sich zwar irgendwie bis zum Motor durchgewurstelt und gesehen dass der Schütz nicht anzieht. Doch was ein Druckdose, Frostschutz oder ein Klappenstellantrieb ist und vor allem in welchen Abhängigkeiten sie stehen, das konnten sie nicht wissen. Deshalb, auch wenn man einen Plan lesen kann, weiß man noch nicht automatisch was er beutetet. Deshalb immer Vorsicht und nie einen Schütz drücken oder eine Sicherung brücken oder gar einfach im Schrank etwas umklemmen ohne das ganze zu dokumentieren.