Über den Hinweis eines Freundes habe ich von einer Kleinsteuerung SPS aus der Türkei gehört, allein das fand ich schon spannend. Also bin ich gleich auf die Webseite des Herstellers und habe mir die Software und Hardware einmal genau angeschaut um zu sehen ob es sich lohnt hier genauer hinzuschauen. Zwei dinge sind mir was die Hardware angeht gleich positiv aufgefallen. Zum einen hat die SPS am Basismodul sehr viel Eingänge und Ausgänge, zum anderen hat die SPS neben den obligatorischen 0-10 Volt Eingängen, direkte Fühlereingänge für PTC Fühler. Die Fühlereingänge haben mich tatsächlich überrascht denn so etwas gibt es meines Wissens nach so sonst nicht. Das Basismodul hat 12 Eingänge, 10 Ausgänge, 2 analoge Eingänge (0-10 Volt) und dazu die PTC Temperatur Eingänge.
Doch was nütz die beste Hardware wenn die Software nichts taugt. Auf der Seite findet sich die Programmiersoftware zum kostenlosen Download. Das habe ich dann auch gleich gemacht und nachdem ich endlich von Türkisch auf Englisch umgestellt habe, hat es nicht lange gedauert bis ich die das erste Programm in der Simulation gestartet habe. Einziges Manko ist dass die Programmierung noch über eine Serial Adapter übertragen werden muss aber egal die Software und Hardware fand ich so toll dass ich mir gleich mir gleich ein Basis- und ein Erweiterungsmodul bestellt habe. Doch der Reihe nach.
Erster Eindruck unboxing
Die Hardware macht einen sehr guten Eindruck, sie sieht sauber und stabil verarbeitet aus, die Beschriftung ist eindeutig, die Stecker und Klemmen sitzen fest. Die Größe ist identisch mit anderen Kleinsteuerungen und das Modul sitzt fest auf der Hutschiene. Also hier gab es zu den Bilder auf der Website keine Überraschungen. Zu erwähnen sind noch die Tasten, das sind "endlich" mal keine so gummiartigen Tasten die sich weich anfühlen, sondern hartes Plastik. Drückt man die Tasten hat man ein sattes und eindeutiges "Klick" als Feedback, was mir hier sehr gut gefällt.
Was mir bei der Erweiterungen auf den online Bilder gar nicht aufgefallen ist, ist die fortlaufende Nummerierung. Bei vielen anderen Herstellern beginnen bei den Erweiterungen die Eingänge und Ausgänge einfach bei 1. Hier wird eine fortlaufende Nummerierung der Eingänge und Ausgänge gemacht. Bei den Modulen mit analogen Eingängen "fehlt" jeweils eine Nummer, weil hier die analogen Eingänge angeklemmt werden. Alles in allem macht die Hardware eine guten Eindruck.
GEMO
Website Hersteller: http://www.gemo.com.tr/index.en.htm
Preis:
Software: Kostenlos
Link zum Software Download: http://www.gemo.com.tr/Support.en.htm
Basismodul: 144 Euro
Erweiterungsmodul 114 Euro
Programmierstecker: 12 Euro
Eckdaten:
- 2 schnelle Eingangszähler
- 2 unabhängige Zustandsmaschinen (interner Timer)
- 3 Frontpanel-F-Tasten mit jeweils integriertem Filter
- 2 x 0-10 V Analogeingänge
- 2 x PTC-Temperatursensoreingang
- 2x16 Zeichen Hintergrundbeleuchtung LCD-Display
- Passworteben (ohne Programmierung)
- Echtzeituhr
- RS-485-Anschluss zum Anschluss an Erweiterungsmodule
- Kommuniziert mit einem MOSBUS RTU Master über das AR2 MODBUS Gateway (AR2-S-24VDC-MB1)
- Scan-Zeit <10 ms.
- 18 ... 32VDC oder 100 ... 240VAC Versorgungsoptionen
- Spannungsausgangsklemme für Eingänge
- 10 Ausgänge als Relais oder Transistor
- 12 bzw. 14 digitale Eingänge
Vorteile:
- Schnelle und einfache Programmierung
- Viele Eingänge und Ausgänge schon bei den Basismodulen
- Basismodul hat PTC Eingang für Temperatursensoren
- Menü und Passworteben schon fertig Programmiert, muss nur ausgefüllt werden
- Erweiterbar (Module mit vielen Eingängen und Ausgängen)
- Viele verschiedene Modelle zur Auswahl
- Keine Modellwahl bei der Programmierung nötig
- Helles LCD Menü
- Stecker am Gerät
Nachteile:
- Programmierung nur über serielle Schnittstelle (hier gibt es eine Anleitung von mir)
- Kein "online" Debugging, des Programms
- Keine extrem komplexen Projekte möglich
Software: GEMO Ladder Editor
Die Software weicht stark von dem ab was ich bisher von Kleinsteuerungen her kenne. Die Software ist sehr einfach zu bedienen, es ist schwierig das klar zu definieren aber die Software ist reduziert auf das wesentliche und das macht es leicht damit zu arbeiten. Nach ungefähr 15 Minuten war mir klar wie die Software funktioniert und nach einer halben Stunde war das Programm das ich für mein Parkhaus geschrieben habe fertig. Das ist schon rekordverdächtig, bei dieser Software muss man keine Variablen setzen, nicht zuerst Eingänge definieren oder die passende Hardware auswählen, es kann gleich los gehen. Wenn es eine SPS gibt es verdient "Plug and Play" genannt zu werden, dann die von GEMO. Das fängt schon beim Aufbau der Programoberfläche an, zuerst habe ich aber von Türkisch auf Englisch umgestellt.
Es gibt links die Programmierung, rechts kann man zu jeder "Zeile" einen Kommentar schreiben und oben ist das Menü. Programmiert wie üblich von links nach rechts. Die Verbindungen werden mit der Maus (Strg gedrückt halten, linke Maustaste drücken und dann über die Linien bewegen) oder über ein Kontextmenü herstellt.
Man hat insgesamt 5 Zeilen für "Funktionen" und eine für die Üblichen Ausgänge. Nach jeder Funktionen kann dann eine Linie nach oben oder unten "gezogen" werden.
Wer möchte kann zwischen den üblichen Ladder Symbolen und den klassischen Schaltplansymbolen umschalten. Was es wohl gerade Elektrikern die Schaltpläne lesen aber nicht programmieren können einfach macht.
Einen Simulation Moduls gibt es auch. Rot wird alles dargestellt was geschaltet hat und blau ist alles wo noch nicht geschaltet hat. Zudem sieht man das Display und kann die analogen Werte und die PTC Werte frei einstellen. Über die Haken der Inputs wählt man ob der Eingang ein Schalter oder ein Taster ist.
Am Beispiel des analog Comparator, an der Wochenuhr und am LCD Display, kann man denke ich sehr gut sehen was ich mit "auf das wesentliche beschränkt" meine.
Analog Comperator:
Die "Funktion" "analog Comparator" vereint gleich mehrere Funktionen in einem und macht es so viel einfacher analoge Werte zu verarbeiten. Bei "Comparator Table" gib man ein wie der Ausgang geschaltet werden soll, ob als Schwellwert mit einem anderen Ausgang oder mit einem Fixwert, ob dieser "gleich" größer" oder "kleiner" sein soll. Bei "Comperator Preset" kann man gleich die "min/max" und den "Fixwert" einstellen und bei "Hysteresis" kann man wie der Name schon sagt die passende Hysterese einstellen. Wer die Werte auf dem LCD nun ändern oder abfragen möchte, muss diese nur noch im LCD Menü auswählen. Das war es schon, mit einer "Funktion" das gemacht wozu man sonst 3-5 "Funktionen" benötigt.
Wochenuhr
Bei der Wochenuhr genauso, nicht nur dass man 8 Wochenuhren mit je 4 Programmen zur Verfügung hat. Alle Uhren werden in einem Menü eingestellt und können auf einen Blick eingesehen werden, im Programm wird dann nur noch der passende Kontakt einer Wochenuhr gesetzt und ausgewählt welche der Uhren man haben möchte.
Display Manager
Möchte man einen Wert im Display haben muss lediglich ausgewählt werden welchen Wert man möchte und in welchen Form dieser bearbeitet werden darf.
Es gibt noch viel tolles über die Software zu sagen, wie die "State Machine" Funktion, das einfache einfügen von Namen bei den einzelnen Funktionen" oder die relativ einfachen "Modbus Settings".
Fazit:
Für mich die wohl einfachste SPS die es gibt. Natürlich ist der große Vorteil der Software auch in gewisser weise ihr größer Nachteil. Durch das vereinfachen von Funktionen lassen sich ggf. gewissen Einstellungen nicht selber vornehmen. Mit dieser SPS lassen sich kleine und mittlere Automatisierungen sehr schnell und sehr einfach erledigen, da die Programmierung kaum aufwand erfordert und auch gleich ein PTC Fühler angeschlossen werden kann. Dank der vielen Eingänge und Ausgänge braucht man auch nicht gleich Erweiterungen oder Netzwerkprojekte. Jeder der eine Kleinsteuerung einsetze, egal ob im eigenen Haus zur Automatisierung eines Förderbandes, sollte sich die SPS einmal genauer anschauen ob das nicht eine Alternative zu den bekannten mini SPS ist. Doch nun zu meinem Praxistest.
PLC Simulation mit GEMO, Parkhausschranke mit Autozähler
Ich habe alle Lampen so eingebaut dass sie von vorne zu sehen sind. Natürlich gehören die beiden Lampen links auf die Rückseite. Die Servos für die Schranke werden über zwei digitale Eingänge eines Arduino die am Relais der GEMO PLC angeschlossen sind angesteuert. Möchte ein Fahrer in das Parkhaus muss der Fahrer über den Taster ein Ticket hohlen. die Schranke fährt auf und die Lampe wechselt von rot nach grün.
Nach einer eingestellten Zeit wechselt die Lampe wieder von grün nach rot und die Schranke fährt zu. Sollte das Auto aber noch in der Schranke stehen, erkennt das ein im Boden eingebauter LDR (Light Dependent Resistor) und verhindert das zufahren der Schranke. Ist das Auto durchgefahren schließt die Schranke.
Da die Parkplätze in einem Parkhaus begrenzt sind zählt die SPS mit. Sind alle Parkplatze belegt wird dies durch die gelbe Lampe angezeigt. Ist die gelbe Lampe an, kann nur noch das Auto durchfahren dass in der Schranke steht. Die anderen müssen warten bis ein Auto aus dem Parkhaus rausfährt.
Auf dem Display wird die Aktuelle Zahl der Fahrzeuge im Parkhaus angezeigt. Über die F1 Taste kann die Zahl resettet werden.
Parkhaus SPS Programm mit Gemo Ladder Editor
Ich habe das Programm in drei Abschnitte unterteilt:
- Einfahrt
- Ausfahrt
- Zählung
Einfahrt:
Die ersten drei "NO" sind die Ausgänge für Lampen und Schranke. Die "NO" vier ist das Einschalten der roten LED über "PowerONRst" hier wird ein Impuls für 0,5 Sekunden nach dem einschalten gegeben. Über zwei Tmr (Timer/ Zeitfunktionen) in "NO" 6-13 wird das hoch und runter fahren sowie das schalten der LED gesteuert. Über einen "AnCmp" einen analogen Komparator wird der Weg unter der Schranke überwacht.
Ausfahrt:
Die Ausfahrt ist genau das gleiche Programm. Nur eben mit anderen Eingängen und Ausgängen. Der Einfachheit wegen habe ich die "Aux" und "Tmr" einfach um +10 erhört. So wird aus Aux1 der Aux11 usw...
Zählen:
Für das zählen verwende ich die gleichen Eingänge wie zum öffnen der Schranke. Mir ist nachher aufgefallen dass das nicht ganz Ideal ist, da hier mehrfache Zählungen möglich sind. Besser wäre es gewesen den Ausgang der grünen LED zu verwenden, da hier wirklich nur gezählt wird wenn ein Auto durch die Schranke ist.
Der Resett ist in "NO" 34-36, da rückwärts über den gleichen Zähler gezählt wird (ist ja auch logisch) habe ich das rückwärts zählen über "Tmr21" gesperrt.
Die verwendeten Funktionen:
Timer Einstellungen
Analog Comparator Einstellungen
Counter Einstellungen
LCD Einstellungen