Das Barmer Bekenntnis hat nicht nur im zeitgeschichtlichen Kontext des Nationalsozialismus eine wichtige Bedeutung für die Evangelische Kirche und die gläubigen Menschen, sondern auch in der Zeit nach 1945. Ich werde vor allem die Zeit vor dem Barmer Bekenntnis und die Entstehung des Bekenntnisses selbst genauer behandeln. Mein Schwerpunkt liegt damit auf der Entstehung dem Bekenntnis selbst. Auch auf die Auswirkungen des Barmer Bekenntnisse bis zum Kriegsende 1945 werde ich eingehen, wenn auch nicht so ausführlich wie auf die Entstehung. Auf die Defizite und die geschichtliche Langzeitwirkung des Barmer Bekenntnisses werde ich aufgrund der Vielfalt und des langen Zeitraumes kaum bis gar nicht eingehen.
Inhalt:
1 Einleitung
2. Die Theologische Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen:
2.1 1. Phase – Vorgeschichte von 1933 bis Anfang 1934
2.2 2. Phase – die zwei Bekenntnissynoden 1934
2.3 3. Phase – Nachgeschichte von 1935 bis 1945
2.4 Bekennende Kirche
2.5 Deutsche Christen
2.6 Pfarrernotbund
2.7 Widerstand
3 3 Der Weg zur Barmer Theologischen Erklärung
3.1 Die Barmer Synode
3.2 Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche
3.3 Das Barmer Bekenntnis
4 Die Zeit nach der Barmer Bekenntnissynode
4.1 Erklärung zur praktischen Arbeit der Bekenntnissynode
4.2 Verfolgung der Bekennenden Kirche
5 Defizite
5.1 Das fehlende diakonische Wort
5.2 Die fehlende Äußerung zur Judenfrage und der nicht Arier
5.3 Das fehlende Kreuz
6 Die Zeit nach dem Krieg
6.1 Barmern 3, Gemeinde von Brüdern
6.2 Das Barmer Bekenntnis in der ehemaligen DDR
6.3 6.3 Der kalte Krieg
6.4 6.4 Selbstbezogen und gesellschaftsvergessen
7 Zusammenfassung
8 Literaturverzeichnis
2. Die Theologische Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen:
Da es für das Verständnis dieser Ausarbeitung und des Barmer Bekenntnis an sich elementar wichtig ist, dieses Bekenntnis auch zu kennen, beginne ich mit dem Originaltext des Barmer Bekenntnisses.
- 1. These
„Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." Joh.14,6
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden." Joh.10,1-9 „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen."
- 2. These
„Durch Gott seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung." 1 Kor. 1,30 „Wie Jesus Christus Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben; durch ihn widerfährt uns frohe Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als gebe es Bereiche unseres Lebens, in denen wir nicht Jesus Christus, sondern anderen Herren zu eigen wären, Bereiche, in denen wir nicht der Rechtfertigung und Heiligung durch ihn bedürften."
- 3. These
„Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist." Eph. 4,15-16 „Die christliche Kirche ist die Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt. Sie hat mit ihrem Glauben wie mit ihrem Gehorsam, mit ihrer Botschaft wie mit ihrer Ordnung mitten in der Welt der Sünde als die Kirche der begnadigten Sünder zu bezeugen, dass sie allein sein Eigentum ist, allein von seinem Trost und von seiner Weisung in Erwartung seiner Erscheinung lebt und leben möchte. Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen."
- 4. These
„Jesus Christus spricht: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener." Mat. 20,25-26 „Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und dürfe sich die Kirche abseits von diesem Dienst besondere, mit Herrschaftsbefugnissen ausgestattete Führer geben und geben lassen."
- 5. These
„Fürchtet Gott, ehrt den König." 1 Pet. 2,17
„Die Schrift sagt uns, dass der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an. Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne der Staat über seinen besonderen Auftrag hinaus die einzige und totale Ordnung menschlichen Lebens werden und also auch die Bestimmung der Kirche erfüllen. Wir verwerfen die falsche Lehre, als solle und könne sich die Kirche über ihren besonderen Auftrag hinaus staatliche Art, staatliche Aufgaben und staatliche Würde aneignen und damit selbst zu einem Organ des Staates werden."
- 6. These
„Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Mat. 28,20 „Gottes Wort ist nicht gebunden." 2 Tim. 2,9 „Der Auftrag der Kirche, in welchem ihre Freiheit gründet, besteht darin, an Christi Statt und also im Dienst seines eigenen Wortes und Werkes durch Predigt und Sakrament die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Volk. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen." 2
2 Der Geschichtlicher Kontext
Die Bekenntnissynode fand vom 29. bis 31. Mai 1934 in Barmen statt. Auf dieser Synode entstand zwar das Barmer Bekenntnis, doch war es die Zeit davor und danach, die dieses Bekenntnis so dringend erforderlich machte. Diese Zeit vor und nach Mai 1934 lässt sich in drei zeitgeschichtliche Phasen aufteilen. Diese drei Phasen sollen helfen, das Barmer Bekenntnis grob in den geschichtlichen Kontext einzuordnen. 3
2.1 1. Phase – Vorgeschichte von 1933 bis Anfang 1934
Adolf Hitler wurde am 30. Januar 1933 Reichkanzler. Zu diesem Zeitpunkt ahnten nur wenige Menschen, dass dieser Reichskanzler nicht in den Frieden, sondern in einen Weltkrieg führen wird. Anfangs kam Hitler auch den Kirchen entgegen, zeigte sich als christlicher Kanzler, der durchaus mit den Kirchen sympathisierte. Dies wurde von der Mehrheit, bedingt durch einen gigantischen Aufschwung Deutschlands und die Hoffnung auf einen Neuanfang, von den meisten Deutschen und auch den meisten Christen angenommen. Doch wie so vieles an Hitler war dies nur eine Maskerade, ein Täuschungsmanöver, mit dem er großen Erfolg hatte. Es gab aber auch Menschen, die diese Täuschung durchschauten. Einer der bekannteren war Dietrich Bonhoeffer und Martin Niemöller, der bereits am 9. Mai 1933 mit der jungreformatorischen Bewegung versuchte, diesem System entgegen zu wirken, vor allem seit Baldur von Schirach Reichsjugendführer war und versuchte, die Deutsche Jugend systematisch auf den Krieg vorzubereiten und gleichzuschalten. 4 Hitler versuchte von Anfang an die Kirche für sich zu gewinnen, dies aber nicht um des Glaubens willen, sondern um die Kirchen gleichzuschalten und in das System des 3. Reiches einzugliedern und für sich zu gewinnen. Dies gelang Hitler auch zu großen Teilen, vor allem als bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 als die so genannten Deutschen Christen mit Hilfe der NSDAP eine 70% Mehrheit erreichten. Durch diese Mehrheit war es den Deutschen Christen und damit der NSDAP möglich, Bischöfe, Pfarrer und andere Personen in kirchlichen Ämtern, die sich nicht gleichschalten lassen wollten, einfach abzusetzen. Das Führerprinzip sollte auch in der Evangelischen Kirche durchgesetzt werden. Ein weiterer Schritt zur Durchführung war im September 1933 die Wahl Ludwig Müllers zum Reichsbischof. 5 Spätestens am Ende des Jahres 1933 wurde vielen Pfarren und Christen deutlich, dass es Hitler keinesfalls um eine friedliche Koexistenz von NSDAP und Christen ging. Dafür war der Anspruch der NSDAP und der Christen (nicht der Deutschen Christen) auf der einen Seite zu gleich und auf der anderen Seite zu verschieden. Zu gleich, weil Christsein den ganzen Menschen anspricht mit seinem Glauben, seiner Ethik und seinem Menschenbild, echtes Christsein duldet keine anderen Götter neben sich. Genau diesen Anspruch hatten aber auch Hitler und seine NSDAP. Sie forderten den ganzen Menschen, da war kein Platz für einen anderen Glauben oder andere Ethik oder ein anderes Menschenbild. Die Forderungen an den Menschen sind also ähnlich, nur fordert Jesus die Zugehörigkeit und den Gehorsam freiwillig und aus Liebe zu ihm als Erlöser. 6 Die NSDAP forderte Gehorsam und Hingabe, wenn nicht aus Überzeugung vorhanden, dann mit Waffengewalt. Die NSDAP wollte regieren und herrschen. 7 Eine zweite Gegenbewegung neben den Jungreformatorischen war der von Niemöller im September 1933 gegründete Pfarrernotbund, in dem sich eben die Pfarrer, die gegen die oben beschriebenen Zustände wehrten, Zuflucht und Schutz fanden. Mit der Zeit suchten auch immer mehr Sozialisten, Dichter und Denker unter dem Dach der nicht gleichgeschalteten Kirche Zuflucht. 8 Dies war also die Ausgangssituation, die deutlich macht, wie es um die Evangelische Kirche stand. Es zeichnete sich ab, dass die Kirche gleichgeschaltet werden sollte und anscheinend hatten die Deutschen Christen sehr großen Erfolg damit. Die entstehende Bekennende Kirche war damit nur eine logische Folgerung aus den Ereignissen. Den Christen, die sich der Herkunft ihres Namens von Christus her bewusst waren, suchten die Gemeinschaft anderer Christen. Sie wollten im Gebet und lesen des Wortes Gottes Gemeinschaft, Schutz und Trost finden, wollten ähnlich der ersten Christen Jesus dienen und ihn bezeugen und das nicht in Abhängigkeit von einem System, in dem sie lebten.
2.2 2. Phase – die zwei Bekenntnissynoden 1934
Die Bekennende Kirche versammelte sich in Wuppertal-Barmen zu ihrer ersten Synode. Unter den Teilnehmern fanden sich – und das ist das Erstaunliche – Lutheraner, unierte und reformierte Theologen. Die von dieser Synode verabschiedete Barmer Erklärung am 31. Mai 1934 wurde in der Hauptsache von Karl Bart geprägt und ausgearbeitet. Diese Synode bildete vor allem durch die theologische Erklärung das Fundament der Bekennenden Kirche und gab gleichzeitig die Richtung für die Zukunft vor. 9 Eine zweite Bekenntnissynode fand am 19. und 20. Oktober 1934 in Berlin statt. Anlass war vor allem die „feindliche" Übernahme der Württembergischen und Bayrischen Landeskirchen durch die Deutschen Christen. 10 2.3 3. Phase – Nachgeschichte von 1935 bis 1945 In der Zeit ab 1934 zerbrach die Bekennende Kirche in ihrem überregionalen, aber auch überkonfessionellen Bestehen. Dies lag vor allem daran, dass sich die verschiedenen theologischen Richtungen nicht vereinigen ließen. Es gab zwar noch eine Synode in Augsburg und eine weitere in Bad Oeynhausen, doch kam die Bekennende Kirche nicht mehr zusammen. Spätestens mit Kriegsbeginn im September 1939 wurde der Druck auf die Bekennende Kirche so groß, dass eine Leitung der Deutschen Evangelischen Kirche durch die Bekennende Kirche nicht mehr möglich wurde. Zudem verlagerten sich der Kirchenkampf und die Bekennende Kirche mehr und mehr in den Untergrund, da die Verfolgung stark zunahm. Der Kampf um das Evangelium und den gekreuzigten Christus verlagerte sich also immer mehr auf eine persönliche und gemeindliche Ebene und lag nicht mehr so sehr auf einem kirchenpolitischen Kampf. Das Barmer Bekenntnis kann aber weiterhin als Fundament der Bekennenden Kirche oder vielleicht der bekennenden Gemeinden und bekennenden Christen gesehen werden. 11 In der Folgezeit wurden viele Pfarrer und Christen diskriminiert, verhaftet, verfolgt, ins Gefängnis gebracht oder getötet. Niemöller selbst wurde verhaftet und in ein KZ gebracht. Der Druck durch die Wehrpflicht und die NSDAP nahm zu. Die Deutschen Christen wurden von Hitler zwar nicht mehr gefördert, doch konnte das für die Bekennende Kirche kein Trost sein, denn nun bekannten sich Hitler und die NSDAP klar gegen die Christen. Oft galt es zu bekennen oder zu leben. Jesus hat seine Gemeinde und vor allem die Bekennende Kirche nicht verlassen. 12 Im Folgenden möchte ich kurz auf Gruppen und Begrifflichkeiten eingehen, die ich im vorhergehenden Text erwähnt, aber nicht näher erklärt habe.
2.4 Bekennende Kirche
Anfänglich wollte die Bekennende Kirche nur die Deutsche Evangelische Kirche vor der Zerstörung durch die Deutschen Christen bewahren und sich nicht ausdrücklich gegen das Hitler-Regime stellen. Die Bekennende Kirche musste aber bald feststellen, dass es damit nicht getan war und es entwickelte sich ein kirchlicher Widerstand, nicht nur zum Erhalt des wahren Evangeliums und des gekreuzigten Christus, sondern auch gegen ein unmenschliches und antichristliches Regime. 13 Dieser Kampf, der erst zu einem Kirchenkampf wurde, hatte vier Stufen:
- Kampf gegen die Irrlehren der Deutschen Christen.
- Eintreten für das Recht der freien Verkündigung und Festhalten am Glauben, am Bekenntnis und am Wort Gottes – ungehindert von staatlichen Forderungen.
- Eintreten für konkrete Menschen, die durch das Regime bedroht oder verfolgt wurden.
- Suche nach politischen Alternativen und auch aktive Teilnahme am politischen Widerstand. 14
Durch das Bekenntnis machte die Evangelische Kirche die Erfahrung, dass man seine wahren Brüder im Herrn findet und näher zusammenrückte. Doch das Bekenntnis war auch sehr gefährlich, da die Bekennende Kirche als Feinde des Regimes verstanden wurde und
schnell zur Zielscheibe des Hasses der NSDAP wurde. Wer sich als Christ zur Bekennen Kirche und ihrer Grundsätze hielt, musste früher oder später auffallen, auch wenn er keinen politischen Widerstand leistete, da sich die Ideale, das ethische System und die politische Meinung nicht mit einem bekennenden Christen vereinbaren ließen. 15
2.5 Deutsche Christen
Durch neue Glaubensbewegungen innerhalb der Evangelischen Kirche wie der dialektischen Theologie, der Luther Renaissance oder der politischen Theologie zur Zeit der Weimarer Republik und des Ersten Weltkrieges, gab es viele verschiedene theologische Ansätze, die
sich oft „feindlich" gegenüberstanden. 1932 schlossen sich dann viele Glaubensbewegungen zu den Deutschen Christen zusammen und durch die positive Aufnahme des Christentums in das Parteiprogramm der NSDAP sahen viele Christen darin die Legitimation, in die Partei einzutreten. Die Deutschen Christen nahmen ihrem Glauben aber eher aus einem politischen Programm als aus der Bibel, auch wenn sich der Glaube der Deutschen Christen vor allem durch Hitler gefördert erst entwickelte. 16 Die größten Unterschiede liegen vor allem in der Person Jesu und der Bibel. Jesus war für die Deutschen Christen keinesfalls der Sohn Gottes und vor allem kein Jude. Er war viel mehr der Sohn eines römischen Soldaten (eventuell eines Hauptmanns) und gliederte sich in die germanische Götterwelt ein. Die Bibel musste nach Ansicht der Deutschen Christen erst einmal von allem Jüdischen gereinigt werden, was bei der Sportpalastkundgebung auch gefordert wurde. Damit fielen das Alte Testament und alle jüdischen Bezugspunkt und Nennungen weg. Am Ende dieser Reinigung blieb natürlich nichts mehr übrig, was einen Glauben an die Bibel als Gottes Wort und an Jesus als den Sohn Gottes, der am Kreuz für unsere Schuld starb, übrig. Dafür stand am Ende eines solchen Glaubens die Erlöserperson Adolf Hitler, der die Deutschen erlösen würde. 17
2.6 Pfarrernotbund
Nach dem Sieg der Deutschen Christen bei den Kirchenwahlen mit 70%, verlagerte sich der kirchenpolitische Kampf auf die Gemeinden und die einzelnen Gläubigen. Der kirchenpolitische Kampf war auch durch die Gründung der jungreformatorischen Bewegung nicht zu gewinnen. Zu stark war der Einfluss der NSDAP auf die Kirchwahlen. Deshalb versuchten die gläubigen Pfarrer ihrer Herde an den einzelnen Orten das Evangelium zu predigen und ihren Glauben zu leben. 18 Diese gläubigen Pfarrer trafen sich aufgrund ihres Glaubens immer wieder spontan, um sich auszutauschen und zu beten. Aus diesen spontanen Treffen gründete sich durch die immer schlimmer werdenden Zustände und durch die Einführung des Arierparagrafen (September 1933) in der Evangelischen Kirche der Pfarrernotbund. In dem von Niemöller gegründeten Pfarrernotbund trafen sich die bekennenden Pfarrer, die sich durch den Eintritt zu einer alleinigen Bindung an die Hl. Schrift und die Autorität der reformatorischen Bekenntnisse verpflichteten. Die Pfarrer verpflichteten sich aber nicht nur, sondern hatten auch so etwas wie eine Heimat und Gleichgesinnte, mit denen sie sich austauschen und beraten konnten.
2.7 Widerstand
Die Bekennende Kirche hat sich nie als direkten Widerstand gegen das System der NSDAP verstanden, sondern eher als Instrument zur Wahrung des rechten Glaubens. Nun ergab sich aber automatisch, dass der Gläubige Widerstand leistete, weil sein Leben und Handeln
ihm verbot, andere zu hassen und zu töten. So wurde die Bekennende Kirche dennoch zu einer Widerstandbewegung, wenn auch nicht aktiv gegen das System der NSDAP. Dieser Widerstand erstreckte sich auf verschiedene Bereiche:
- Innerkirchlicher Widerstand, weil sich die Kirche und damit die Gläubigen nicht in das System der NSDAP eingliedern ließen.
- Weltanschaulicher Widerstand, weil sich die Christen gegen jegliche Gleichschaltung und die Moral des Neuheidentums aussprachen.
- Politischer Widerstand, weil sich die Christen staatlichen Anordnungen widersetzten, wenn sie im Widerspruch zu ihrem Glauben standen. 19
Nach 1945 wurde gerade der Evangelischen Kirche vorgeworfen, nicht genug Widerstand gegen Hitler geleistet zu haben. Wilhelm Busch sagt selbst: „Wenn wir geschrien hätten (gegen Hitler), wie wir hätten schreien müssen, wären wir heute nicht mehr am Leben". Er meint damit, dass die Evangelische Kirche sich nicht genug gewehrt hat und sich hätte aktiver beteiligen sollen. Dies ist natürlich im Nachhinein leichter zu sagen, wobei Busch das eher selbstkritisch sagt. Doch waren die Evangelische Kirche und auch die Christen einfach nicht vorbereitet auf das, was durch Hitler auf sie zukam. Wenn man überhaupt vorbereit sein kann auf so etwas. 20 Im Unterpunkt „Defizite" möchte ich aber noch näher auf diese Frage eingehen.
3 Der Weg zur Barmer Theologischen Erklärung
Die unter Punkt 1 dargestellte kurze Erörterung soll nun helfen, die komplexen Zusammenhänge leichter zu verstehen. Hitler hatte von Anfang an vor, die Kirchen, auch die katholische Kirche, auszulöschen. Dies war aber ohne weiteres nicht möglich, da die NSDAP sich zu erst einmal ihre Macht sichern musste. Aus diesem Grund stellte sich Hitler als Befürworter und Erhalter des christlichen Glaubens dar. Das nahmen die Christen bereitwillig an, waren sie doch durch die Weimarer Republik und den Kommunismus sehr um ihre Kirche und den Glauben besorgt. Einige wenige, die dieses doppelte Spiel der NSDAP durchschauten, waren Dietrich Bonhoeffer, Paul Tillich, Martin Niemöller und Karl Bart.21 Hitler versuchte durch die Unterstützung der Deutschen Christen eine Gleichschaltung der Kirchen mit der NSDAP. Dies gelang Hitler anfangs auch, da die Deutschen Christen große Erfolge hatten und viele kirchliche Ämter besetzen konnten. Doch spätestens mit der Einführung des Arierparagrafen, der Verfolgung der Juden und die Eingliederung der Evangelischen Jugend in die Hitlerjugend, konnte Hitlers scheinbare Sympathie mit den christlichen Kirchen nicht aufrecht erhalten werden. Später ließ Hitler die Deutschen Christen fallen und übergab das Amt für kirchliche Fragen in die Hände der NSDAP. 22 Aus diesen Gründen kam es zur Bildung der jungreformatorischen Bewegung und des Pfarrernotbundes. Trotz vieler Bemühungen schafften es der Pfarrernotbund, die Bekennende Kirche und die Barmer Synode nicht, die Einbindung der evangelischen Jungend in die Hitlerjugend durch Baldur von Schirach zu verhindern oder rückgängig zu
machen.
3.1 Die Barmer Synode
Innerhalb weniger Wochen bildete sich aus dem Pfarrernotbund, bekenntnistreuen Gemeinden, freien Synoden und einzelnen gläubigen Pfarrern und Gemeindegliedern die Bekennende Kirche. Diese Bekennende Kirche berief nun eine Synode ein, auf der das Barmer Bekenntnis vervollständigt und verabschiedet werden sollte. Die Vorarbeit zum Barmer Bekenntnis entstand durch einen Arbeitsausschuss, der am 11. April 1934 in Nürnberg gegründet wurde. Am 2. Mai berief dieser Ausschuss, der sich gelegentlich auch schon als Bruderrat bezeichnete, drei Theologen (Karl Bart, Hans Asmussen, Thomas Breit), die das theologische Programm vorbereiten sollten. Am 7. Mai wurde der Termin für die Bekenntnissynode festgelegt. Schon in dieser frühen Phase kam es immer wieder zu Spannungen, da dieses Bekenntnis von Lutheranern, reformierten und unierten Kirchen verabschiedet werden musste. 23 Der theologische Ausschuss traf sich dann am 15. und 16. Mai 1934 in Frankfurt wieder, leider ohne den Theologen Sasse, der plötzlich krank geworden war. In dieser Zeit wurde von Karl Bart der Entwurf für eine „Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche" ausgearbeitet. Dieser Entwurf sollte die Grundlage des
Barmer Bekenntnisses werden. Der Bekenntnisausschuss traf sich am 22. Mai 1943 in Leipzig wieder. Hier wurde von Asmussen den Anwesenden der Entwurf der Theologischen Erklärung vorgelegt. Es wurde schnell deutlich, dass die in Frankfurt gewonnene Einheit nicht durchzuhalten war, was weniger an der theologischen Erklärung als an den konfessionellen Unterschieden und den synodalen Voraussetzungen lag. 24 Am 24. Mai 1934 war durch diese Unterschiede dann nicht mehr sicher, ob eine gemeinsame Erklärung verabschiedet werden könne. Vor allem die Lutheraner zeigten sich nicht sehr kompromissbereit. Ihnen war die theologische Erklärung nicht ausgefeilt genug. Doch auch unter den Lutheranern war keine Einigkeit. Viele stimmten der Vorlage zu. Die Auseinandersetzungen wurden teilweise so leidenschaftlich, dass die Gefahr eines Zerbruchs sehr nahe stand. Aus diesem Grund einigte man sich darauf, dass die Vorlage
gemeinsam durch die einzelnen Konvente besprochen und bearbeitet werden dürfe. So kam es, dass am 29. Mai 1934 nach einer großen Kraftanstrengung die vorläufige Bekenntnisschrift der Barmer Synode vorgelegt wurde. Dieser neue Entwurf enthielt aber nicht mehr den so umstrittenen Satz „Gemeinsam dürfen und müssen wir als Lutheraner, Reformierte und Unierte heute ....". Jedem auf der Synode war klar, dass sie zu einem gemeinsamen Ergebnis kommen müssten, denn sonst würden sie zum Gespött der Deutschen Christen und der NSDAP werden und das wäre der Untergang der Evangelischen Kirche in Deutschland. 25 Schließlich wurde ein aus acht Männern gegründeter Ausschuss gebildet, der nun über die endgültige Fassung beraten sollte. Dieser Ausschuss traf sich am 30. Mai von 17 Uhr bis 1 Uhr nachts und es wurde hart, aber brüderlich, verhandelt. Das Ergebnis wurde am nächsten Vormittag vorgestellt, kurz erläutert und einstimmig angenommen. Hermann Sasse, der diesem Entwurf nicht zustimmen konnte, reiste frühzeitig ab. Mit dieser einstimmigen Annahme wurde das vorher oft unmöglich geglaubte doch noch wahr, eine gemeinsame bekenntnismäßige Aussage von Lutheranern, reformierten und unierten Kirchen. Es scheint wie ein Wunder, sagen viele Zeitzeugen über diese Bekenntnissynode und das war es sicherlich auch. Ein Wunder von dem lebendigen Gott, errungen durch treues und anhaltendes Beten.26 Das Wunder wird noch größer wenn man bedenkt, dass 139 Personen aus verschiedenen Konfessionen und aus 18 verschiedenen Landeskirchen anwesend und beteiligt waren. Bevor es aber zu einem gemeinsamen Bekenntnis kommen konnte, war erst ein anderer Schritt nötig.
3.2 Theologische Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche
Es wäre zu wenig gewesen, sich auf der Barmer Synode auf Bekenntnisse, Beschlüsse und die Rechte der Evangelische Kirche zu berufen, denn genau dies taten die Deutschen Christen in gleicher Weise. Bevor also die Thesen des Barmer Bekenntnissen verabschiedet
werden konnten, musste geklärt werden, wer und warum man sich hier überhaupt zu einer Synode traf. Auf diese theologische Erklärung möchte ich nun nicht genauer eingehen, doch muss sie als Grundlage erwähnt werden. In dieser theologischen Erklärung wird deutlich, dass die Synode ohne den Nationalsozialismus und die Deutschen Christen nicht nötig gewesen wäre. Die Synode beruft sich dabei auf Paragraf 1 der evangelischen Verfassung, worin beschrieben steht, dass „die unantastbare Grundlage der deutschen evangelischen Kirche das Evangelium von Jesus Christus, wie es uns in der Heiligen Schrift bezeugt ist" ist. Durch den Anspruch der Deutschen Christen, das Evangelium zu „entjuden" und ein Neuheidentum zu predigen, ist dieser Paragraf eindeutig verletzt. Denn wenn die Bibel nicht mehr als
Grundlage und Jesus Christus als SA der Kirche bezeichnet wird, ist dies klar, eindeutig und ohne Zweifel ein Verstoß gegen diese Verfassung. Genauso ist das Handeln der Nationalsozialsten ein Verstoß gegen das Leben und eine Gefahr für die Kirche und deren Gläubigen. Die Bekennende Kirche und damit auch die Bekenntnissynode sah diese Gefahr und versuchte, den Deutschen Christen als Bringer und Träger dieser Gefahr Einhalt zu gebieten. Und aus diesem Grund folgte nun das Barmer Bekenntnis mit seinen Thesen und Antithesen, die ich in der Einleitung aufgezählt habe. Die einzelnen These und Antithesen richten sich aber nicht nur gegen die Deutschen Christen, sondern, wenn auch nicht offensichtlich, doch gegen Hitler und die NSDAP. 27
3.3 Das Barmer Bekenntnis
Wenn ich nun auf die einzelnen Thesen eingehe, dann sei vorab gesagt, dass ich versuche, einzelne Hauptpunkte herauszuarbeiten. Die einzelnen Thesen stehen natürlich immer in zeitgeschichtlichem Kontext wie dem Arierparagrafen, dem Anspruch Hitlers an die Menschen oder dem ethischen Verhalten der Menschen. Deshalb gehe ich nicht zwangsläufig auf alle Aussagen der einzelnen Thesen ein, da sie aus dem zeitgeschichtlichen Kontext unter Punkt 1 deutlich werden.
3.3.1 Zu These 1, Barmen 1
Jesus Christus ist der alleinige WEG, die WARHEIT und das LEBEN. Da Hitler und die NSDAP aber genau diesen Anspruch für sich beanspruchten, kann der Nationalsozialismus nicht mit dem Glauben an Jesus Christus vereinbart werden. Es wird deutlich, dass Jesus als WEG, WAHREHIT und LEBEN nicht zeitlos anerkannt wird, sondern um diese Anerkennung (vor allem innerhalb) der Kirche jede Generation neu kämpfen und glauben muss. Adolf Hitler beanspruchte ein Totalrecht am Menschen, „Führer befiehl, wir folgen" oder der schwache Wert des Einzelnen, „Du bist nichts, das Volk ist alles." 28 Dies galt es zu verwerfen, denn Hitler darf diesen Anspruch nicht haben. Der einzige, der diesen Anspruch haben kann, ist der Schöpfer, der diesen Anspruch nicht mit Hass und Gewalt füllt, sondern mit einem liebenden, ehrlichen Werben um den Menschen. Jesus Christus ist also maßgeblich für unser Leben. Es gibt keinen anderen Weg. Barmen 1 richtet sich aber nicht nur gegen den nationalsozialistischen Anspruch, sondern gerade auch gegen die Deutschen Christen, gegen die Besetzung der Kirche und der Ämter durch die Deutschen Christen mit Hilfe der SA, gegen den Verstoß der Deutschen Christen gegen den ersten Paragrafen der Evangelischen Kirche, in dem die Bibel und Jesus Christus als alleinigen Grund festlegt ist. 29
3.3.2 Zu These 2, Barmen 2
1 Kor 1,30 ist an die Korinther geschrieben, die in einer religiösen Umwelt leben, die überhaupt nicht mit einem christlichen Denken und Leben übereinstimmt. Außerdem wird die Exklusivität der Erlösung allein durch Jesus Christus deutlich. Allein durch diesen Bibelvers
wird die Lage der Bekennenden Kirche, aber auch ihre Stellung zu dieser Lage deutlich. Die Bekennende Kirche lebte genauso in einer dem christlichen Glauben feindlich gesinnten Umgebung. Und trotz der Macht, des Glanzes und der Massen, die dem Nationalsozialismus
hinterherliefen und ihn zu ihrer Religion machten, bleibt es dabei, Jesus ist der Erlöser und nicht Hitler. 27 Die Deutschen Christen predigten einen Heldenhaften, einen stolzen Jesus, so wie ihn die Bevölkerung von Korinth wahrscheinlich gerne gehabt hätte. Sie wollten Stolz, Herrlichkeit und Macht haben und nicht den niedrigen, den blutenden und am Kreuz hängenden Jesus. Barmen 2 vertieft daher das Bekenntnis von Barmen 1. Jesus ist die Vergebung und er ist der Erlöser, durch ihn werden wir befreit aus Schuld, Sünde und einem gottlosen Leben. Ganz klar wird auch bestritten, dass es Bereiche in unserem Leben gibt, in denen der Glaube oder Jesus nicht das Sagen haben sollten. Nein, Jesus Christus und ein Leben mit ihm durchdringen unser ganzes Leben und Tun.30/ 31
3.3.3 Zu These 3, Barmen 3
Die Kirche gehört nicht dem Staat, sondern gehört Jesus Christus. Damit entfällt der Anspruch der Deutschen Christen und der Anspruch der NSDAP an der Deutschen Evangelischen Kirche. Die Kirche passt sich nicht den Menschen oder einem politischen System an, obwohl sie natürlich versucht, in ihre Zeit und mit den Worten ihrer Zeit zu sprechen. Das heißt aber nicht, dass sich die Kirche oder gar die Bibel von einem menschlichen System oder einer Partei abhängig macht. 32 Gleichzeit wird deutlich, dass die Kirche eine Gemeinde von Brüdern (Geschwistern) durch Jesus Christus ist. Und in dieser Kirche ist Jesus Christus durch den Hl. Geist und die Sakramente anwesend. Das bedeutet, dass das Ziel, die Ausrichtung der Gemeinde und der einzelnen Gläubigen immer die Verherrlichung Gottes ist und zwar mit und durch das eigene Leben. Dadurch lässt sich das Ziel der Kirche nicht unter das Ziel des Staates oder eines Systems stellen. Das Ziel der Kirche ist, Jesus zu bezeugen und nach seinem Willen zu handeln und zu leben. Die Kirche ist kein freiwilliger Zusammenschluss wie etwa ein
Sportverein, sondern von und durch Jesus gesendete Gemeinde. 33
3.3.4 Zu These 4, Barmen 4
Dieser Vers trifft wie kein anderer die aktuellen Geschehnisse dieser Zeit. Während die Herrscher dieser Erde mit Gewalt und Macht herrschen, soll die christliche Gemeinde nicht nur ein Gegenpol sein, sondern ein klarer Gegensatz zu diesen Herrschern. In der Gemeinde Jesu hat Gewalt, egal ob physisch oder psychisch, nichts zu suchen. Hier soll und muss es anders sein. Selbst die Personen, die ein hohes Amt haben, dürfen nicht mit Gewalt oder Druck arbeiten. Im Gegenteil, sie sollen den anderen die Füße waschen und ihnen dienen. Zum anderen wird noch einmal deutlich, die Kirche darf nicht „fremdbestimmt" oder gar „fremdgesteuert" werden. Die Kirche hat verschiedene Ämter und diese werden von ihr selbst besetzt, im Regelfall von „gläubigen" Personen. 34
3.3.5 Zu These 5, Barmen 5
Man könnte meinen, dass hier der Text aus Römer 13 (dem Staat untertan zu sein) stehen sollte. Stattdessen wurde hier der Text aus Petrus zitiert und es fällt auf, dass dieser Text eine klare Rangordnung hat. Zuerst Gott fürchten, dann den König ehren. Es ist eine Rangordnung, die klar macht, zuerst kommt Gott. Ihn setzen wir an die erste Stelle und auf ihn wollen wir schauen, er ist unsere erste und letzte Instanz.
Gott" mit dem „ehrt den König" vereinbar ist, dann kann der König geehrt werden. Es wird deutlich, die Christen wollen gute Staatsbürger sein, wollen dem König gehorchen und ihn ehren. Die Christen wollen den König nicht ehren, weil er die staatliche Gewalt hat, sondern
weil es ihr Glauben fordert. Sie zahlen ihre Steuern freiwillig und wollen den Gesetzen gehorchen, doch an erster Stelle steht Gott und nicht der König (Adolf Hitler). Der Staat hat eigentlich die Aufgabe, in der noch nicht erlösten Welt das Leben der Menschen miteinander zu ermöglichen und nicht, es zu zerstören. Barmen 5 richtet sich nun explizit gegen die Herrschaft und den falsch verstandenen Machtanspruch der NSDAP und Adolfs Hitlers. 36
3.3.6 Zu These 6, Barmen 6
Nach den ersten 5 Thesen, die warnen, wachrütteln, verwerfen und auch als Kampfansage gegen die Deutschen Christen und die NSDAP verstanden werden können, folgen als letztes zwei Mut machende Worte. Die Gemeinde Jesu Christie kann einen langen Atem haben, nicht weil sie so toll ist, weil sie bereit ist oder gar weil ihre Mitglieder so stark sind, sondern weil Jesus Christus ihr Herr ist und auch in dieser Zeit bei ihnen ist. Die Herren dieser Welt müssen immer gehen, doch Jesus Christus kommt am Ende und er hat bereits gesiegt. Doch auch wenn Jesus Christus immer bei seiner Gemeinde ist, heißt das nicht, dass die Gemeinde vor allen Gefahren sicher ist. 37 Im Gegenteil, wer sich zu Jesus und seiner Gemeinde bekennt, der wird in Gefahr kommen, der wird Verfolgung leiden und eventuell sein Leben lassen. Dieser Tatsache soll sich der Gläubige bewusst sein, doch wird er nie alleine sein und der Gläubige ist auf der richtigen Seite, auf der Seite Gottes. Durch die Timotheus-Stelle wird deutlich, Gottes Wort ist nicht gebunden an Menschen, es ist Gotteswort, die Gemeinde und der Gläubig ist nur Werkzeug. Zum anderen wird deutlich, zu Jesus kann man so kommen wie man ist, es gibt keine Vorbedingung. Die Einladung gilt allen Menschen, kommt zu Jesus. 38
4 Die Zeit nach der Barmer Bekenntnissynode
4.1 Erklärung zur praktischen Arbeit der Bekenntnissynode
Aus dem Bewusstsein heraus, dass Gott der Bekenntnissynode dieses Bekenntnis geschenkt hat, ging es nun darum, wie es weitergehen sollte. Ein Bekenntnis und wenn es noch so toll ist, verliert seine Wirkung, wenn es nicht gesprochen und gelebt wird. Aus diesem Grund hat die Synode auch einige Vorschläge ausgearbeitet, wie es nun weitergehen sollte, wenn die Teilnehmer der Synode wieder zu Hause sind. Aus diesem Grund wurden 3 Vorschläge erarbeitet. 39
- 1. Der Dienst zur geistlichen Erneuerung des Pfarrerstandes.
- 1.1 Die Pfarrer sollen sich untereinander treffen, um sich gegenseitig zu helfen und geistlich voran zu kommen.
- 1.2 Es soll theologische Schulungen geben, um in Bekenntnis und theologischen Fragen eine Einheit zu erzielen.
- 1.3 Der Nachwuchs soll betreut werden.
- 2. Eine Bekennende Gemeinde soll aufgebaut werden.
- 3. Sendung der Bekennenden Gemeinde. 40
- 4.2 Verfolgung der Bekennenden Kirche
Auf einer zweiten Bekenntnissynode 1934 in Berlin wurde das Dahlemer Notrecht verabschiedet und eine Kirchenleitung berufen. Nach dem Beginn des Krieges am 1. September 1939 wurden viele der Mitglieder der Bekennenden Kirche in den Untergrund gedrängt und verhaftet. Wie schon erwähnt, verlagerte sich der Kirchenkampf von nun an von der kirchenpolitischen Ebene auf eine gemeindliche Ebene, weshalb ich an dieser Stelle nicht mehr genauer darauf eingehen werde. 41
5 Defizite
Die Defizite des Barmen Bekenntnisses können in 4 Punkten zusammengefasst werden. Wenn ich nun über die Defizite schreibe, dann aus einer heutige Position, die zumindest in Deutschland keine Verfolgung kennt und auch keine diktatorische Regierung hat. Rückblickend sind Defizite oder Fehler immer leicht zu finden. Es geht in dem folgenden Abschnitt nicht darum zu verurteilen, was in einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort und in einer gewissen Situation geschrieben wurde, so als ob wir es heute viel besser machen könnten. Es geht mir viel mehr darum, nicht die gleichen Defizite zu haben oder die gleichen Fehler noch einmal zu machen.
5.1 Das fehlende diakonische Wort
Das Barmer Bekenntnis enthält kein klares diakonisches Wort zur Hilfe der Geschwister und zur Hilfe aller, die darum bitten, vor allem zur Hilfe der Verfolgten Nichtarier. Natürlich enthält Barmen 4 in seinem Christuszeugnis auch die Nächstenliebe und die Pflicht des Helfens,
doch wird nicht explizit darauf hingewiesen, geschweige denn von den Gläubigen und den Gemeinden eingefordert. 42
5.2 Die fehlende Äußerung zur Judenfrage und der nicht Arier
Ein sehr auffallendes Defizite nicht nur des Barmer Bekenntnisses, sondern generell der Christen in dieser Zeit, ist das Schweigen zur Diskriminierung und Verurteilung der Juden. Natürlich gibt es Ausnahmen, doch zu großen Teilen haben sich die Christen, oft auch die
Christen der Bekennenden Kirche nicht öffentlich auf die Seiten der Juden gestellt. So behandelt das Barmer Bekenntnis diese Frage auch nicht, sondern schweigt über den Umgang mit den Juden und das, obwohl sich Karl Bart von Anfang an für einzelne Juden eingesetzt hat. Spätestens mit der Einführung des Arierparagrafen setzte sich die Bekennende Kirche zwangsläufig für Juden ein, aber damit nur zur Frage innerhalb der Kirche. 43 Ein Widerstand gegen die Diskriminierung, Verschleppung und Tötung der Juden und der nicht Arier gab es weniger. Es ist gar keine Frage dass die Bekennende Kirche den Umgang mit den Juden durch den Nationalsozialismus nicht gut hieß und verurteilte. Doch wehrte sie sich nicht sehr stark gegen diese Verurteilung und diese Verurteilung kommt auch nicht direkt im Barmer Bekenntnis vor. 44
5.3 Das fehlende Kreuz
Natürlich fehlt das Kreuz im Bekenntnis nicht völlig, aber es kommt nur zwischen den Zeilen zum Vorschein. Es wird nicht direkt vom Kreuz gesprochen, weder vom Kreuz, an dem Jesus starb, noch vom Kreuz, das die Christen auf sich nehmen sollen. Die klare Nennung und nicht nur Erwähnung des Kreuzes sollte aus zwei Gründen geschehen. Erstens ist und bleibt Jesus und ist an diesem Kreuz für die Schuld der Menschen gestorben. Nicht wie die Deutschen Christen verkündigten, Jesus sei Römer und nicht am Kreuz gestorben. Mit dem Kreuz und natürlich mit der Auferstehung steht und fällt das Christentum, deshalb sollte es explizit genannt werden. Und zweitens hätte durch eine klare Nennung des Kreuzes einer antijüdischen Christologie entgegengewirkt werden können. 45
6 Die Zeit nach dem Krieg
Vor allem in Westdeutschland hat das Barmer Bekenntnis im Gegensatz zur DDR keine so große Bedeutung. Dies scheint durchaus logisch zu sein, denn in der Zeit nach 1945 entwickelten sich in Westdeutschland die Demokratie und ein gewisser Wohlstand. In einer Demokratie stellt sich die Frage weniger nach dem Gehorsam gegenüber dem Staat als beispielsweise in der DDR, denn im Grundgesetz der BRD sind bereits viele biblische Gebote verankert. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob Juden diskriminiert werden dürfen oder ob jeder, der eine andere Meinung hat als der Staat, einfach umgebracht werden darf, denn Mord ist grundsätzlich verboten. Das Barmer Bekenntnis hat seine Relevanz hinsichtlich eines Führers in einem diktatorischen Staat heute einfach verloren. In einer Demokratie ist es meistens nicht sehr schwer in Freiheit, Gott zu fürchten und den König zu ehren, auch wenn es keinen direkten König gibt. Der deutsche Staat nimmt seine Verantwortung, zumindest aus christlicher Sicht, ein geordnetes Leben in einer nicht erlösten Welt zu ermöglichen also wahr. Natürlich gibt es auch in einem demokratischen Staat immer wieder die Frage nach dem Gehorsam gegenüber dem Staat. 46 Aus der Geschichte der Bundesrepublik könnte man den Kalten Krieg, das Verhalten gegenüber der innerdeutschen Grenze oder etwa die Frage nach der Wehrpflicht nennen. Und dennoch betrifft es die Christen nicht in ihrer Kernentscheidung, ihr Leben ganz für Jesus hin zu geben und ihm ganz zu gehören oder sich dem Staat ganz hin zu geben, denn diesen Anspruch hat der Staat nicht mehr. 47 Doch gab es nach 1945 einige Entwicklungen, die deutlich machen, dass das Barmer Bekenntnis seine Bedeutung nicht mit dem Nationalsozialismus verloren hat. Auf diese Aspekte möchte ich nun kurz eingehen.
6.1 Barmern 3, Gemeinde von Brüdern
In der Nachkriegszeit wurde heftig um die Barmer Erklärung als Kirchen gründendes Dokument gestritten und gerungen. Dies wurde vor allem im Blick auf Barmen 3 getan. Die christliche Kirche ist eine Gemeinde von Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Hl. Geist als Herr gegenwärtig handelt (...). Befürworter der Barmer Erklärung sahen in dieser These eine kirchengeschichtliche Chance, vielleicht sogar eine Wende, die trennenden Unterschiede der Konfessionen zusammenzubringen und eventuell zu vereinen. Leider sahen vor allem die Lutheraner genau diese These als einen geschichtlichen Unfall. Sie wollten zwar auch einen Zusammenschluss der Konfessionen, doch unter ihrer Herrschaft. Also eher eine Eingliederung als eine gemeinsame neue Kirche. Es wurde unter den einzelnen Konfessionen schnell deutlich, dass das geschichtliche Ereignis des Zusammenstehens der Konfessionen in Barmen nicht so einfach wiederholt werden konnte. 48 So blieb es bei den Konfessionen trotz des Rückblicks auf Barmen und es gab keine Einigung. Das Barmer Bekenntnis kann uns heute aus genau diesem Grund sowohl ein Vorbild als auch eine Warnung sein. Vorbild, weil es die Gläubigen in einer Notsituation geschafft haben, sich auf den Kern zu berufen und diesen brüderlich zu verteidigen. Es zeigt sich, dass die Gläubigen und Kirchen in den Zeiten, in denen es ihnen gut geht, viel mehr um theologische Fragen, Formulierung oder Spitzfindigkeiten streiten können, als sich auf das Grundlegende zu konzentrieren. 49 Und genau das kann uns Christen eine Warnung sein, sich nicht in diesen theologischen Fragen zu verlieren, sich zu streiten und zu trennen, sondern die Einheit und die Gemeinschaft zu suchen. Wie die Zeit nach dem Krieg gezeigt hat, ist dies nicht einfach und ist sogar gescheitert, doch genau darum sollte diese Warnung umso mehr Bedeutung haben.
6.2 Das Barmer Bekenntnis in der ehemaligen DDR
Die Christen in der ehemaligen DDR suchten, nachdem klar war, dass sie wie die Christen unter Hitler und der NSDAP den Kampf gegen den Staat verloren hatten, einen Raum oder Rahmen, in dem sie selbstständig und vom Staat akzeptiert Glauben konnten. Dazu verhalf ihnen vor allem Barmen 2, „Gott hat einen Anspruch auf unser ganzes Leben". Diesen Anspruch Gottes kann den Christen, auch in der DDR damals, niemand nehmen. Viel wichtiger ist aber die These: „Durch ihn (Jesus) erfahren wir Befreiung aus den gottlosen Bindungen dieser Welt zu freiem, dankbarem Dienst an seinen Geschöpfen." Aus dieser Punkt wird deutlich, dass die Verkündigung des Evangeliums und der diakonische Dienst nicht an ein System oder eine Staatsordnung gebunden ist. So bezogen die Christen aus dem Barmer Bekenntnis, weil es in einem ähnlich Kontext geschrieben wurde, ihre Kraft aber auch Legitimation zur Verkündigung und zu ihrem diakonischen Dienst. 50
Natürlich versuchten staatstreue Theologen ihrerseits aus dem Barmer Bekenntnis die Christen dazu zu bewegen, dem Staat treu und ergeben zu sein. Dabei mussten aber zu viele Stellen einfach übersehen werden, die aus dem Barmer Bekenntnis nicht herzuleiten waren. Hier spielt Barmen 5 eine große Rolle: „Der Staat hat für Recht und Frieden zu sorgen." Genau dies tat der Staat in der ehemaligen DDR nach seinem Selbstverständnis ja und die Christen mit ihren Lehren und ihrem Leben störten dieses Recht und damit den Frieden. Was aus Sicht der Christen aber nicht wie Recht und Frieden aussah, denn Menschen wurden bis aufs Kleinste bespitzelt, beobachtet und wenn nötig für immer weggesperrt oder umgebracht. So sahen die Kirche und die Christen wie auch der Staat, zumindest gegenüber der Kirche und den Christen, die Legitimation für ihr Verhalten in Barmen 5. So kann man in der ehemaligen DDR, zumindest im Gegensatz zu Hitler und der NSDAP, von einer möglichen Koexistenz von Staat und Kirche sprechen. 51 Das Barmer Bekenntnis hat also aufgrund der Staatsform in der ehemaligen DDR eine größere Relevanz als in Westdeutschland. Diese Relevanz bezog sich vor allem auf die Verkündigung, den diakonischen Dienst und den Anspruch Jesu Christi an das ganze Leben eines Gläubigen.
6.3 Der kalte Krieg
Auch in der BRD wurde das Barmer Bekenntnis immer wieder diskutiert und zu Rate gezogen, wenn auch nicht aus einer grundsätzlichen Anfrage gegenüber dem Staat, so doch immer wieder zu einzelnen, bestimmten Fragen. Eine dieser Anfragen hat mit dem Kalten Krieg zu tun, genauer gesagt die Frage, wie sich die Kirche gegenüber der Konfrontation zwischen den USA und der ehemaligen UdSSR verhalten sollte. Es gab auch hier zwei Parteien, die ich zwar nicht grundsätzlich mit der Geschichte kurz vor dem zweiten Weltkrieg vergleichen möchte, und dennoch gibt es einige Parallelen, die sehr deutlich hervorstechen. Die konservative Partei, die eine Bedrohung im und durch den antikirchlichen Kommunismus sahen, versuchten mit dem deutschen Staat diesem Kommunismus entgegen zu treten. Gerade diese Bedrohung durch den Kommunismus hatte zu Beginn des Zweiten Weltkriegs viele auf die Seite Hitlers gebracht. 52 Auf der anderen Seite stand der linksprotestantische Flügel, der sich auf das Barmer Bekenntnis, vor allem auf Barmen 6 berief: „Der Auftrag der Kirche, in dem die Freiheit gründet". So berief sich der linksprotestantische Flügel auf eine Kirche, die frei von jeder politischen Ideologie handeln sollte. Auch hier lassen sich wieder Parallelen ziehen. Die Kirche darf sich nicht von einer Partei oder Regierung „vor den Karren spannen lassen", das heißt ausnutzen lassen. 53 Natürlich lassen sich die Konservativen nicht mit den Deutschen Christen damals vergleichen und dennoch ist die Gefahr sehr groß, dass sich Kirchen benutzen lassen, wenn sie eine Gefahr für sich, ihren Glauben oder ihre ethischen Vorstellungen sehen. In diese Gefahr können auch wir sehr leicht kommen, gerade jetzt, wo einige Politiker den Religionsunterricht, bestimmte christliche Feiertage abschaffen oder ganz bestimmte Bereiche entgegen der christlichen Ethik legalisieren wollen. Auf der einen Seite sollen und müssen die Kirchen und die Gläubigen klar Stellung dem gegenüber beziehen, sich aber nicht aus Angst heraus auf falsche oder faule Kompromisse einlassen. Gerade Barmen 6 stellt den Anspruch der Kirchen, frei zu sein, klar heraus. Die Zeit in der ehemaligen DDR unterstreicht dies. Der Streit dieser Konservativen und der Bruderschaft fand Ende der 50er Jahre ihren Höhepunkt mit der Frage, ob die Bundeswehr atomar bewaffnet werden sollte. Es kam zur Frankfurter Erklärung, in der die Bruderschaft den Gebrauch von Atomwaffen ablehnte. Diese Erklärung fand allerdings wenig Beachtung. Auch bei später aufkommenden Fragen des Wettrüsten oder einer erneuten atomaren Bewaffnung, wurde die Barmer und Frankfurter Erklärung herangezogen.54
6.4 Selbstbezogen und gesellschaftsvergessen
Eine genauere Beschäftigung mit dem Barmer Bekenntnis unterblieb mit den Jahren bis heute. Vielleicht, weil es wie oben genannt immer weniger Bezugspunkte zu einem Leben der Christen in der BRD gab. Vielleicht, weil bestimmte geschichtliche Ereignisse immer in ihrem geschichtlichen Kontext gesehen werden müssen. Tut man genau dies nicht, kommt es schnell zu Missverständnissen und falschen Interpretationen. So wurde dem Barmer Bekenntnis vor allem seines Christusbekenntnisses wegen vorgeworfen, selbstbezogen und gesellschaftsvergessen zu sein. Dieser Vorwurf, zusammen mit einer immer wachsenden pluralistischen Gesellschaft, machte es dem Barmer Bekenntnis schwer, auf sich aufmerksam zu machen. Es wurden viele Neuinterpretationen versucht, doch die meisten scheiterten, weil der zeitgeschichtliche Kontext nicht einfach umgangen werden kann.
7 Zusammenfassung
Auch ich habe in dieser Arbeit immer wieder versucht, Berührungspunkte zwischen dem Barmer Bekenntnis und dem Leben als Christ und der Kirche heute zu finden. Ich bin der Meinung, dass es diese auch in großem Maße gibt, doch darf eben der Kontext nie vergessen werden. So kann uns in einer immer mehr pluralistischen Welt die Angst genommen werden, die viele Gläubigen haben. Die Angst vor der Veränderung, die Angst davor, dass unser Staat immer weniger auf seine christlichen Werte baut und die Menschen immer weniger von Gott wissen wollen. In der Geschichte seit 1945 ist das Barmer Bekenntnis ein Zeichen des lebendigen Gottes, der seine Gemeinde durch die Zeiten bringt. Das Barmer Bekenntnis kann uns aber auch zeigen, wie wir als Kirche und Gläubige in solchen Zeiten leben, lehren und helfen können. Aus genau diesem Grund sollte es nicht ausbleiben, solche Bekenntnisse, die immer auf das Zentrale verweisen zu lesen und zu lehren, damit wir als Christen und Gemeinde von diesen oft hart errungenen Schätzen profitieren können, ermutigt und gewarnt werden.
8 Literaturverzeichnis:
2 Evangelisches Gesangbuch. Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Württemberg.
3 Vgl. A. Brugsmüller, Die Theologische Erklärung, Einführung und Dokumentation, 7.
4 Vgl. Dokumentation, eine Erklärung evangelischer Christen zu Pfingsten und dem 70. Jahrestag von „Barmen",
5 Vgl. B. Meinsing, gegen „deutsche Christen" und den totalitären NS-Staat, 245.
6 Vgl. H. Gamm, der braune Kult, 54, 115,155,161,175.
7 Vgl. j. Beckmann, die Kirche vor ihrem Richter, 25 Jahre Barmern Theologische Erklärung, 101.
8 Vgl. Bekenntnis im werden, 63.
9 Vgl. Barmer Theologische Erklärung, 1934-1984, Geschichte, Wirkung, Defizite. 19-20.
10 Vgl. C. Barth, Bekenntnis im werden, neue Quellen zur Entsehung der Barmern Erklärung, 35
11 Vgl. Barmer Theologische Erklärung, a.a.O.,
12 Vgl. G. Niemöller, Die erste Bekenntissynode der Deutschen Evangelischen Kirche, 79-80.
13 Vgl. C. Nicolaisen, der Weg nach Barmern, die Entstehungsgeschichte der Theologischen Erklärung von
1934,19.
14 Ebd., 22.
15 Vgl. C. Barth, Bekenntnis im werden, a.a.O., 39.
16 Vgl. G. Reichholz, einruf nach vorwärts, 85-87.
17 Vgl. R. Mayer, Kirchenspaltung, Barmern, Politik und Bekenntnis heute, 51.
18 Vgl. A. Burgmüller, a.a.O., 39-40.
19 Vgl. C. Nicolaison, a.a.O., 45.
20 Im Unterpunkt „Defizite" möchte ich aber noch näher auf diese Frage eingehen.
3 Der Weg zur Barmer Theologischen Erklärung
Die unter Punkt 1 dargestellte kurze Erörterung soll nun helfen, die komplexen
Zusammenhänge leichter zu verstehen.
20 Vgl. E. Wolf, Barmern, Kirche zwischen Versuchung und Gnade, 107.
21 Vgl. Bekenntnis im Widerstand 1934 und heute, 7-8 und 34.
22 Vgl. Ebd., 22.
23 Vgl. Die Barmer Theologischer Erklärung, a.a.O.,83.
24 Vgl. Ebd., 60.
25 Vgl. C. Nicolaisen, a.a.O., 13-14.
26 Vgl. Das Barmer Bekenntnis, Ziel und Richtung 5-7.
27 Vgl. Theologische Erklärung, zur gegenwärtigen Lage der Deutschen Evangelischen Kirche, Vorbereitung auf Barmern 1934. 103-104.
28 Vgl. Bekenntnis und Wiederstand a.a.O., 2.
29 Vgl. Bekenntnis, Wiederstand und Martyrieum, a.a.O., 111.Ronnie Berzins Vorarbeit zur Kirchengeschichtsprüfung
30 Vgl. Bekenntnis im Wiederstand, a.a.O., 4.
31 Vgl. Die Barmern Theologische Erklärung, a.a.O., 23-24.
32 Vgl. Bekenntnis im Wiederstand, a.a.O., 6.
33 Vgl. Barmern Theologischer Erklärung, 1934-1984 a.a.O.,74-75.
34 Vgl. Bekenntnis im Wiederstand, a.a.O.,7.
35 Vgl. Bekenntnis im Wiederstand, a.a.O., 10.
36 Vgl. Die Barmern Theologische Erklärung, Einführung und Dokumentation, a.a.O., 23-25.
37 Vgl. Bekenntnis im Wiederstand a.a.O., 11.
38 Vgl. Bekenntnis, Widerstand Martyrium, a.a.O., 127.
39 Vgl. J. Rohls, Theologie reformierter Bekenntniesschreiften, 9 und 357.
40 Vgl. J. Rohls, Theologie reformierter Bekenntniesschreiften, 9 und 357.
41 Vgl. G. Koch, Die Schriftliche Wahrheit der Barmern Theologischen Erklärung, 29.
42 Vgl. E. Wolf, Barmen, a.a.O., 75.
43 Vgl. 70 Jahre Barmern Theologische Erklärung, 5.
44 Vgl. Barmer Theologische Erklärung, Geschichte, Wirkung, Defizeite, a.a.O., 55.
45 Vgl. Barmer Theologische Erklärung, Geschichte, Wirkung, Defizeite, a.a.O., 44.
46 Vgl. Ein Bekenntnis für die Zukunft der Kirche, 21.
47 Vgl. Barmern 1934-1984, Gültigkeit und Aktualität der Barmern Erklärung.
48 Vgl. K. Baschang, Ein Bekenntnis für die Zukunft der Kirche, 1.
49 Vgl., Ebd.,3
50 Vgl. Folgerung für die Gegenwart, Informationsbrief 216, 11-13.
51 Vgl. Bekenntssynode der deutschen Evangelischen Kirche, Barmern 1934, Vorträge und Entschließungen, 61-62.
52 Vgl. 75 Jahre Barmern Theologische Erklärung. Eine Arbeitshilfe zum 31. Mai 2009, 45.
53 Vgl. Ebd., 47.
54 Vgl. Bekenntnis im Wiederstand, a.a.O., 52.